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Hoch zu Ross für einen guten Zweck - Interview mit Bianca Schmidt

Pferde begleiten die Brandenburgerin Bianca Schmidt fast ihr ganzes Leben. Sie reitet seit ihrem sechsten Lebensjahr und war von Kindsbeinen an im Reiterhof unterwegs. Auch heute verbringt sie ihre Freizeit am liebsten mit den Vierbeinern in der freien Natur. Sie organisiert Wanderritte in Deutschland und der Schweiz. 2013 hat sie den Spendenritt für CF-Betroffene ins Leben gerufen und sie war auch in diesem Jahr bei der Sport-Mitmachaktion muko.move – Gemeinsam für Menschen mit Mukoviszidose dabei.

Frau Schmidt, Sie haben 2022 und 2023 am muko.move des Mukoviszidose e.V. teilgenommen. Was gefällt Ihnen an der Sport-Mitmachaktion?

Ich setze mich schon seit vielen Jahren für Mukoviszidose-Betroffene ein, immer unter dem Motto SICH und WAS bewegen, und so ist es mir nicht schwer gefallen auch beim muko.move mitzumachen. Allein oder gemeinsam was bewegen, sich draussen in der Natur aufhalten und dabei noch auf die Krankheit aufmerksam machen und Stunden für einen guten Zweck sammeln, ist doch großartig und Motivation genug. In diesem Jahr war ich mit Pferden auf der Schwäbischen Alb unterwegs und habe so Stunden für den muko.move gesammelt.

Frau Schmidt, wie ist die Idee des «Spendenritts» für Menschen mit CF entstanden? 

Bei meiner Nichte wurde bereits mit wenigen Monaten CF diagnostiziert, inzwischen ist sie 15 Jahre alt. Daher war und ist die Erkrankung immer ein Thema in unserer Familie. Ich wollte ihr helfen und auf die Krankheit aufmerksam machen. Weil ich die letzten Jahre über tausend Kilometer weit weg von ihr gewohnt habe und mich nicht wie sonst eine Tante um sie kümmern konnte, kam ich auf die Idee des «Spendenritts». So kann ich auch in Pferde-Kreisen ein Zeichen setzen. 

Wann waren Sie das erste Mal mit Sack und Pack unterwegs? 

Den ersten grossen Spendenritt organisierte ich 2013. Ich bin in Brandenburg in Nordost-Deutschland geboren, habe lange im Kanton Obwalden gewohnt und irgendwann kam der Wunsch auf, vom Schweizerischen Zuhause in die Heimat Brandenburg zu reiten. Aber nicht ohne ein Ziel, sondern nach dem Motto: «sich und etwas bewegen».

Wie sieht so ein Spendenritt aus?

Auf den Spendenritten sind meistens zwischen sechs und zwanzig Gäste mit ihren eigenen Pferden dabei, darunter waren auch schon zwei CF-Betroffene. Die Gruppengrösse hängt immer von den Übernachtungsmöglichkeiten und vom Platz ab, der Mensch und Pferd zur Verfügung steht. Am Samstagabend lassen wir das Spendenritt-Wochenende jeweils um ein knisterndes Lagerfeuer gemütlich ausklingen. Da sind dann auch der oder die Regionalgruppenleitende aus dem entsprechenden Kanton und lokale Musikerinnen und Musiker dabei. Ich finde Alphorn- oder Gitarrenklänge passen ganz gut. 

Wie setzen sich die Spenden zusammen?

Meistens sind es Geldspenden in Euro oder Franken – ich führe jeweils vorne am Sattel eine Spendendose mit und verteile Flyer, welche die Krankheit erklären. Zudem tragen wir Westen, wo «Mukoviszidose» oder «Cystische Fibrose» draufsteht oder die (Lungen-)Flügel abgedruckt sind. Und auf die Hintern der Pferde malen wir «CF», damit die Menschen sehen, wofür wir sammeln. Aber es können auch Sachspenden sein, in Form von Übernachtungen, Weideplätzen oder Heu für die Pferde. Oder jemand verzichtet darauf, uns die Mahlzeiten zu berechnen. Jede Spende ist willkommen!

Wie reagieren die Menschen, die Sie unterwegs treffen? 

Grundsätzlich gut und neugierig, aber es ist doch unterschiedlich: Wenn wir beispielweise zu sechst oder zu acht hoch zu Ross und voll beladen in ein Dorf reiten, um die Pferde am Brunnen zu tränken, macht das schon Eindruck. Aber die meisten Menschen freuen sich: «Das sei ein schönes, seltenes Bild», hören wir dann oder manche kommen mit einem Zückerchen aus dem Restaurant gelaufen. Das ist zwar nicht so gesund fürs Pferd, aber eine nette Geste aus früheren Zeiten. Oder sie bringen uns Äpfel und Wasser, was wir und die Vierbeiner sehr schätzen.

Was sind die Herausforderungen auf einem Spendenritt?

Sich jeden Tag aufs Neue zu motivieren, Menschen anzusprechen, zu erklären und sie manchmal auch zu überzeugen, mehr als nur einen Euro oder ein paar Franken zu spenden. Vor allem, wenn wir nur wenigen begegnen. Manchmal stösst man auch körperlich an seine Grenzen oder der Kopf ist müde. Als weniger herausfordernd empfinde ich das Wetter, obschon es manchmal sehr nass und kalt und der Wind, etwa an der Ostsee, bissig sein kann.

Was sind die Anforderungen an Ihre Übernachtungsmöglichkeiten? 

Wenn ich allein unterwegs bin, reicht mir ein Stück Weide für mein Pferd und eine Hängematte oder ein Schlafplatz draussen. Da begleitet mich dann allerdings mein Papa – mit Auto und Fahrrad. Sonst kommt es auf die Ansprüche der Gruppe an: Vom einfachen Matratzenlager über Wohnwagen bis zum Hotel kommt alles in Frage. Natürlich freuen sich die meisten nach einem langen Ritt über eine richtige Dusche, ein warmes Nachtessen und ein gutes Frühstück am nächsten Morgen. Für die Pferde brauchen wir Wasser und Heu und eine Weide, die wir für jedes Pferd einzeln absperren können oder eine Box. 

Was sind die schwierigsten und schönsten Momente?

Wenn die Sonne scheint, ist alles gut, aber wenn es regnet, das Gelände unwegsam oder steil ist und wir auf einmal einen stockdunklen Tunnel durchreiten müssen, ist es manchmal schwierig, alle bei Laune zu halten. Zudem ist das für manche emotional anstrengend. Ich nehme als Leiterin immer auf das schwächste Glied Rücksicht, halte die Gruppe zusammen und muss manchmal improvisieren, wenn beispielsweise ein Pferd ein Hufeisen oder -schuh verliert. Aber in den über zehn Jahren, in denen ich Wanderritte organisiere, ist noch nie jemand oder ein Pferd zu Schaden gekommen. Am schönsten ist es, wenn alle gesund und munter nach Hause fahren. Wenn die Gäste, die mitgeritten sind, strahlen, weil sie die Zeit mit ihren Pferden und die schönen Landschaften genossen haben. Oder, wenn wir zuvorkommenden Menschen begegnet sind.
 

Mit freundlicher Abdruckgenehmigung von Cystische Fibrose Schweiz. Das Interview von Cornelia Etter ist ursprünglich im Mitgliedermagazin «ensemble» 3/22 erschienen - ohne die Fragen zum muko.move.

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Zuletzt aktualisiert: 02.01.2024
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