Was gibt es Schöneres, als im Sommer bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein am Meer, im Garten, auf dem Balkon, im Café oder wo auch immer zu sitzen und die Wärme zu genießen. Einfach herrlich.
Für insulinpflichtige (CF-)Diabetiker*innen kann sich die Wärme allerdings auf den Blutzucker auswirken. Warum? Weil sich die Blutgefäße in der Wärme erweitern und das Blut schneller durch den Körper fließt. Das gespritzte Insulin kann deshalb anders wirken als gewohnt, da es sich schneller im Körper verteilt und aufgenommen wird. Die Gefahr einer Unterzuckerung wird dadurch erhöht. Wenn man sich dann zusätzlich mehr bewegt und z.B. übermütig im Meer oder im Pool planscht oder weniger isst, weil der Appetit bei Hitze nicht so groß ist, kann die Gefahr einer Unterzuckerung weiter steigen. Da hilft es, die Blutzuckerwerte besonders gut im Blick zu behalten und die Insulindosis evtl. entsprechend anzupassen.
Für den Körper ist direkte Sonne in gewissen Maßen ja ganz hilfreich, um den Vitamin-D-Spiegel wieder aufzufrischen – vor allem nach der langen dunklen Jahreszeit. Für das Insulin wiederum ist das nicht so gut, denn bei Temperaturen über 30 Grad oder direkter Sonneneinstrahlung, wird das Insulin ziemlich schnell unbrauchbar. Wenn es erst mal anfängt zu flocken, muss man es direkt wegschmeißen. Das Insulin also am besten in einer Kühltasche aufbewahren bzw. transportieren.
Die Blutzuckerteststreifen, Testgeräte, Sensoren etc. mögen ebenfalls keine Hitze oder direkte Sonne, sie können dadurch beschädigt werden und falsche Ergebnisse liefern. Auch Pods, der Schlauch von Insulinpumpen etc. sollten nicht direkter Sonne ausgesetzt sein, sondern lieber unter der Kleidung getragen werden.
Das Thema Schwitzen ist bei CF-Betroffenen ja ein generelles Thema. Aber neben dem höheren Salzverlust kann das Schwitzen bei Wärme auch die Anzeichen von Unterzuckerungen verschleiern - viele (CF-)Diabetiker*innen schwitzen ja bei Unterzuckerungen.
Der Schweißfilm kann zudem auch Sensoren oder Pods leichter von der Haut lösen, insofern fixiere ich meinen Sensor z.B. zusätzlich mit einem Tapepflaster oder einer speziellen Armbinde. Das gilt übrigens auch für das Schwimmen. Spätestens nach einer halben Stunde lösen sich Pods oder Sensoren von der Haut ab. Also möglichst nicht stundenlang planschen und immer die Uhr im Blick behalten.
Auch wenn es ein wenig abgedroschen klingt, aber viel Trinken ist ein noch größeres Muss bei Hitze und einem insulinpflichtigen (CF-)Diabetes. Ein Flüssigkeitsmangel kann den Blutzucker nämlich nach oben treiben. Zum einen versucht der Körper dann, den überschüssigen Zucker über den Urin auszuscheiden, wodurch sich der Flüssigkeitsverlust weiter erhöht. Zum anderen nimmt die Durchblutung der Haut bei einem dehydrierten Körper ab. Dann wiederum wird vor allem das Kurzzeitinsulin nicht mehr schnell genug absorbiert und kann nicht so gut bzw. nicht schnell genug wirken.
Der Körper versucht ja immer, die optimale Körpertemperatur von rund 37 Grad aufrecht zu erhalten, auch im Sommer, um nicht zu überhitzen. Wenn man schon viele Jahre Diabetes hat wie ich (bei mir sind es 39), ist der Organismus häufig nicht mehr so anpassungsfähig, um auf Hitze zu reagieren. Das gilt auch für chronisch Kranke insgesamt. Ich merke über die Jahre, dass ich Hitze immer schlechter vertrage, vom Kreislauf her aber auch, weil es meinen Blutzucker nach oben treibt. Gerade in der Nacht versuche ich, wenn irgend möglich, für Abkühlung zu sorgen, denn Hitzebelastung plus Schlafdefizit wirken sich bei mir immer erhöhend auf die Blutzuckerwerte aus. Ich wache dann morgens mit einem viel zu hohen Nüchternzuckerwert auf oder der Sensor schlägt aufgrund von Überzuckerung schon in der Nacht Alarm.
Aber trotz der beschriebenen Vorsicht lasse ich mir die Sommerfreuden natürlich nicht nehmen. Ich finde den Sommer einfach zu schön und kann ihn auch an einem Schattenplätzchen voll genießen. In diesem Sinne wünsche ich allen, ob Diabetiker*in oder nicht, einen tollen Sommer. Diabetes ist kein Grund, ihn nicht zu genießen.
Simona
Simona Köhler, Jahrgang 1967, eine lebenserfahrene Mukoviszidose-Betroffene, lebt mit ihrem Mann in Pinneberg. Sie wurde u.a. zur Tanzpädagogin ausgebildet und unterrichtete viele Jahre Tanz. Nach dem Verwaltungsstudium arbeitet sie heute in der Hamburger Kulturbehörde als Referentin für Kinder- und Jugendkulturprojekte. Seit ihrem 18. Lebensjahr engagiert sie sich ehrenamtlich für Menschen mit Mukoviszidose.
Wie das Tanzen ist auch das Schreiben für sie eine Möglichkeit, unklaren Gefühlen zu begegnen oder den Kopf wieder frei zu bekommen. Mit ihren Texten möchte sie ihre Erfahrungen im Umgang mit Mukoviszidose weitergeben. Zunehmend setzt sie sich in ihren Texten kritisch mit „Ableismus“ auseinander, um für dieses Thema zu sensibilisieren.
Auf Instagram findet Ihr Simona unter @simonatanzt.
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Antworten
Liebe Simona,
vielen Dank für deinen informativen und persönlichen Beitrag über das Leben mit CF-Diabetes im Sommer. Es ist beeindruckend, wie du die Herausforderungen meisterst und gleichzeitig die schönen Seiten der warmen Jahreszeit genießt.
Deine Tipps sind sehr wertvoll, nicht nur für Menschen mit CF-Diabetes, sondern auch für alle, die bei sommerlicher Hitze auf ihren Blutzuckerspiegel achten müssen. Besonders wichtig finde ich deinen Hinweis auf die richtige Lagerung von Insulin und Blutzuckerteststreifen. Bei Temperaturen über 30 Grad muss man wirklich gut aufpassen, dass nichts unbrauchbar wird. Auch die Empfehlung, Sensoren und Pods zusätzlich zu sichern, ist ein praktischer Tipp, den sicherlich viele Leser zu schätzen wissen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Hitze eine große Herausforderung darstellt, insbesondere wenn man seit vielen Jahren mit Diabetes lebt und der Körper nicht mehr so anpassungsfähig ist. Dein positiver Ansatz, trotz allem die Sommerfreuden zu genießen, ist inspirierend. Es zeigt, dass man auch mit einer chronischen Erkrankung wie Mukoviszidose und Diabetes das Leben in vollen Zügen auskosten kann.
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Wir wünschen dir und allen Leserinnen und Lesern einen wunderbaren Sommer, gefüllt mit vielen schönen Momenten und vor allem Gesundheit.
Herzliche Grüße,
Dein Team von Pinneberg Aktuell
Von der Redaktion aufgrund von Werbung gekürzt