Vom 15. bis 17. Februar fand in Paris das European Young Investigator Meeting 2017 (EYIM) statt.
Für manche ist es ein Wiedersehen, die meisten kommen jedoch zum ersten Mal zu dem europäischen Nachwuchsforscher-Treffen. Manche sind schon fast Profis und stehen souverän auf der Bühne, die meisten jedoch machen ihre ersten vorsichtigen Erfahrungen damit, eigene wissenschaftliche Daten zu präsentieren. Alle Teilnehmer haben aber eine Gemeinsamkeit: Sie forschen, damit Mukoviszidose besser behandelbar wird oder vielleicht sogar geheilt werden kann!
Europäische Patientenorganisationen laden Nachwuchswissenschaftler ein
Einmal im Jahr laden die europäischen Mukoviszidose-Patientenorganisationen aus Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Deutschland vierzig junge Wissenschaftler ein, damit diese sich darin üben, eigene Ergebnisse verständlich und interessant auf Englisch vorzutragen und wissenschaftliche Fragen zu beantworten. Auch geht es darum, andere Forscher kennenzulernen, sich in der CF-Forscher-Gemeinschaft zu etablieren und gegenseitig zu inspirieren. Denn gute Forscher müssen beides beherrschen: die penible Laborarbeit und den souveränen Bühnenauftritt. Stimmt beides, sind die Chancen bestens, dass Ergebnisse erfolgreich kommuniziert werden, die eigene Forschung auf fruchtbaren Boden fällt und so weitere Forschungsarbeiten nach sich zieht.
Mit entsprechendem Focus auf der „Bühnenarbeit“ wurde in diesem Jahr das EYIM mit einem Präsentations-Workshop begonnen. Der Workshop traf auf sehr gute Resonanz – nicht nur bei den Nachwuchswissenschaftlern. Auch die sogenannten „Senior Scientists“, die als Moderatoren am EYIM teilnahmen, nahmen das Workshop-Angebot gerne an.
Die meisten jungen Wissenschaftler kamen auch in diesem Jahr aus Frankreich (16), gefolgt von Deutschland (6), Niederlanden und Italien (je 5), Kanada in Kooperation mit Frankreich (4), Belgien (3) und England (1). Insgesamt bewarben sich 66 Nachwuchsforscher um eine Teilnahme, 40 von ihnen wurden anhand ihrer eingereichten Abstracts von externen Gutachtern ausgewählt.
Posterpreise
Wie jedes Jahr wurden auch wieder Preise für die besten Arbeiten vergeben. Bewertet wurde dabei der Vortrag, aber auch das Poster, welches die Arbeit übersichtlich präsentieren sollte. Die Auswahl erfolgt durch die Moderatoren und wissenschaftlichen Referenten der veranstaltenden Patientenorganisationen.
In diesem Jahr gingen die Preise nach Italien, Frankreich und in die Niederlande:
Massimo Aureli aus Mailand, Italien, fragte sich, ob es einen Zusammenhang zwischen der Beschaffenheit der Plasmamembranen und der Entzündungsreaktion in der Lunge gibt. Eine erste Antwort konnte er präsentieren. Seine Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Beschaffenheit der Membran (Sphingolipide) durch Kontakt mit Pseudomonaden verändert wird und dadurch Entzündungssignalstoffe (IL8) vermehrt freigesetzt werden.
Ignacio Caballero aus Tours, Frankreich, erforscht ebenfalls das Entzündungsgeschehen bei Mukoviszidose. Er hat in Kooperation mit einer Arbeitsgruppe aus München an frisch geborenen CF-Schweinen untersucht, ob in den Atemwegen Veränderungen zu sehen sind im Vergleich zu gesunden Schweinen gleichen Alters. Er fand heraus, dass die Entzündungssignale nicht verändert sind, jedoch die den Schleim bildenden Moleküle, die sogenannten Muzine, chemisch verändert sind (d. h. die Glycosylierung ist anders, was bedeutet, dass die CF-Muzine mit anderen Zuckermolekülen verknüpft waren). Die veränderten Muzine führen möglicherweise dazu, dass die Beschaffenheit des Schleims die Selbstreinigung der Lungen beeinträchtigt und Bakterien länger in der Lunge verbleiben, sich einnisten und so frühzeitig Entzündungsreaktionen in Gang setzen.
Ivo van de Peppel aus Groningen, Niederlande, untersuchte in Patienten mit der G551D-Mutation, ob sich eine Behandlung mit Ivacaftor positiv auf andere Organe auswirkt. Bislang wurde hauptsächlich auf die Lungenfunktion geschaut. Konkret untersuchte er den Gallensäure-Stoffwechsel in Serum-Proben von Patienten mit G551D-Mutation vor und nach Therapie mit Ivacaftor und konnte zeigen, dass Ivacaftor diesen positiv beeinflusste. Das Ausmaß der Wirkung in Bezug auf den Gallesäure-Stoffwechsel korrelierte aber nicht mit der durch andere Biomarker (Lungenfunktion oder BMI, Body Mass Index) gemessenen Wirkung. Die Arbeitsgruppe leitet daraus Belege für eine Organ-spezifisch unterschiedliche Wirkung von Ivacaftor ab.
Auch im nächsten Jahr wird das Treffen in Paris am renommierten Institut Pasteur stattfinden. Der Termin steht schon fest (21.2. – 23.2.2018), die entsprechende Ausschreibung zur Teilnahme wird voraussichtlich im September 2017 veröffentlicht.
Der Mukoviszidose e.V. unterstützt das Meeting organisatorisch (Einladung der Senior Scientists als Moderatoren, Redner und Gutachter) und finanziell (Reisekosten der Teilnehmer aus Deutschland werden erstattet).
Sylvia Hafkemeyer
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