Auch mit Mukoviszidose kann man lange unterwegs sein – das hat uns Denise für unsere Serie „Reisen mit CF“ geschrieben. Worauf sie bei Langzeitreisen achtet, warum sie gerne längere Zeit an einem Ort verbringt und welche Tipps sie für die Vorbereitung einer langen Reise hat, findet Ihr in diesem Blogbeitrag.
Schon seit vielen Jahren ist Reisen meine große Passion. Dass es mir so viel bedeutet, hängt wahrscheinlich mit dem sehr großen Freiheitsfaktor zusammen, der mit dem Reisen für mich einhergeht. Ich liebe es einfach, neue Kulturen zu entdecken, andere Bräuche und die verschiedensten Arten von Menschen kennenzulernen und vor allem tiefe Einblicke in andere Welten zu erhalten. Ich habe mich vor allem zunehmend darin verliebt, längere Reisen zu unternehmen, was mit einer Erkrankung wie Mukoviszidose natürlich nicht immer einfach ist und auch einer großen Portion Planung bedarf, jedoch definitiv möglich ist. In diesem Post möchte ich gern darauf eingehen, wie sich Langzeitreisen mit Mukoviszidose gestalten und planen lassen.
Wie ich zum Reisen kam
Als ich im Alter von 19 Jahren meine erste Campingreise nach Südfrankreich antrat, veränderte sich meine ganze Welt. Während ich auf einem Marktplatz stand und mit kindlicher Begeisterung einer Gruppe von Menschen dabei zusah, wie sie barfuß sangen, tanzten und feierten, wurde mir klar, wieviel ich in diesem Leben noch zu sehen hatte und was alles da draußen noch auf mich wartete. Diese erste Reise wirkte in mir wir ein Domino-Effekt und viele weitere Reisen folgten- zunächst mit Freunden und dann, zwei Jahre nach meiner ersten Reise, auf meinen ersten Solotrip mit Rucksack. 2 Monate ginge es für mich durch Spanien und Portugal und ich liebte es, besonders im Alleingang, die verschiedensten Orte zu entdecken. Heute liebe ich es weiterhin, zu reisen, jedoch hat sich meine Art zu reisen gewandelt. Heute habe ich es am liebsten, für längere Zeiten an einem Ort zu bleiben. Außerdem habe ich meinen Traum, ortsunabhängig als digitale Nomadin arbeiten zu können, realisiert und habe Anfang diesen Jahres meine erste Langzeitreise in Marokko verbracht, während der ich von unterwegs in meinem Job als Cutterin gearbeitet und nebenher gebloggt habe.
Warum Langzeitreisen?
Das Langzeitreisen und vor allem das längere Verweilen an einem Ort ist mir so ans Herz gewachsen, weil ich der Meinung bin, dass man auf diese Art und Weise viel tiefer in eine Kultur eintauchen kann, als wenn man versucht, viele Länder innerhalb kürzester Zeit abzuklappern. Ich habe es unheimlich gern, vor Ort Routinen für mich zu etablieren, mir die Sprache ein wenig anzueignen, die Einheimischen kennenzulernen, in die lokale Küche einzutauchen und einfach wirklich in dem neuen Land „anzukommen“. Ich möchte lieber für einige Zeit an einem Ort „leben“ anstatt nur „auf der Durchreise zu sein“. Das Langzeitreisen ist mir nicht nur aus oben genannten Gründen am liebsten, sondern auch die Gesundheit mit Mukoviszidose spielt dabei eine große Rolle. Meiner Erfahrung nach, kommt die Lunge (oder zumindest meine) nicht sehr gut damit zu Recht, wenn sie sich ständig neu an äußere Bedingungen anpassen muss. Besonders häufige Wechsel von Klimata und Höhenlagen haben mir schon sehr zu schaffen gemacht. Auch ist ein längeres Verweilen an einem Ort wesentlich stressfreier und man kann sich besser um die eigene Gesundheit kümmern, wenn man nicht ständig von einem Ort zum nächsten reist. Bei häufigen Ortswechseln gehen Routinen und Therapien leider oft einfach unter.
Vorkehrungen bei Langzeitreisen mit CF
Hier möchte ich Dir gern einige Tipps mit an die Hand geben und einige Dinge nennen, die Du auf Langzeitreisen mit CF beachten solltest:
1. Recherchiere
Wenn Du eine Langzeitreise planst, überlege zunächst, wo es Dich überhaupt hinzieht und welche Länder Dich schon immer mal gereizt haben. Dann überlege Dir vor allem: Welches Klima würde mir jetzt am besten tun? Wo ist die Temperatur OK? Was tut meiner Lunge gut? Das sind alles Fragen, die Du Dir stellen solltest, denn bei einer kurzen Reisen von 1- 2 Wochen ist es nicht so schlimm, wenn das Klima nicht das Optimale ist, aber gerade bei längeren Reisen ist es natürlich wichtig, dass Du Dich in dieser Zeit wohl fühlst oder Du ggf. deine Gesundheit sogar durch ein für Dich optimales Klima verbessern kannst. Ich versuche beispielsweise Orte in starken Höhenlagen komplett zu meiden, sowie Großstädte, da ich hier nie die Erholung finde, die ich brauche.
Bei meiner Recherche schaue ich außerdem, wo die nächstgelegene Klinik für den Notfall ist, sowie das nächste Mukoviszidose-Zentrum oder Ambulanz (Eine Liste von CF-Kliniken weltweit findest Du z.B. hier: https://www.cfireland.ie/pdf/CF_Clinics_Worldwide.pdf [1]
2. Plane sorgfältig
Auch wenn ich persönlich am liebsten, ohne viel vorauszuplanen, direkt los düsen würde, sobald mein Ziel feststeht, ist das bei einer Langzeitreise mit Mukoviszidose leider nicht möglich. Aufgrund der großen Menge an Medikamenten, die man für eine mehrwöchige oder mehrmonatige Reise benötigt, reise ich auch nicht, wie auf kürzeren Reisen, nur mit Handgepäck, sondern gebe dann oft meinen 40L-Reiserucksack auf und trage einen weiteren, kleinen Rucksack als Handgepäck mit mir. In mein Handgepäck kommen dann eine Einwochenration meiner Medikamente, sowie das Inhalationsgerät und einige Inhaletten. Falls das aufgegebene Gepäck dann mal wegkommen sollte oder später am Ziel eintrifft, habe ich immer Medikamente für eine Woche dabei und kann mir alles andere zuschicken lassen durch den Versanddienst des ADAC, den ich in meiner (Langzeit-)Auslandskrankenversicherung mit inbegriffen habe.
Für meine dreimonatige Reise nach Marokko habe ich meinen Vorrat an Medikamenten für die komplette, geplante Reisedauer mitgenommen. Hierzu habe ich die Medikamente aus ihren jeweiligen Verpackungen und Blistern gelöst, in Ziploctüten gepackt und mit den Etiketten des jeweiligen Medikamentes versehen. So mache ich es schon seit Jahren und noch nie habe ich Probleme bekommen, dass die Medikamente nicht in ihrer Originalverpackung waren. Besonders auf längeren Reisen habe ich zusätzlich immer ein Attest vom Arzt mit im Gepäck und als digitale Version in meiner Dropbox – auch nach dem Attest werde ich äußerst selten gefragt.
Möglich wäre auch, anstatt diese große Menge an Medikamenten mitzunehmen, sich eine Teilration der Medikamente von Familie oder einem vertrauten Freund zuschicken zu lassen (auch hier das Attest vom Arzt nicht vergessen!). Wichtig ist außerdem, dass Du jederzeit eine oder mehrere Rationen eines Antibiotikums für den Fall dabei hast (wie z.B. Ciprobay), falls es der Lunge unterwegs mal schlechter gehen sollte. Das Antibiotikum hat mir schon mal eine frühzeitige Rückreise erspart.
Extra-Tipp: Halte, wenn möglich, auch immer guten Kontakt zu Deinem Facharzt. Solltest Du Dich mal nicht wohlfühlen oder Du brauchst einfach mal eine externe Meinung, kann der Kontakt zum eigenen Arzt sehr rückversichernd sein.
Weitere Infos zum Packen für eine Reise mit chronischer Erkrankung kannst Du hier in meinem E-Book finden. (http://travelousmind.com/language/de/e-book/)
3. Schaue, wo Du Dich wohl fühlst
Wenn Du eine längere Zeit an einem Ort verbringen möchtest, an dem Du noch nie zuvor warst, würde ich Dir immer empfehlen, zunächst nur einige Tage in einem Hostel oder Hotel im Voraus zu buchen. Ich habe schon häufig den Fehler gemacht, dass ich eine Unterkunft für einen langen Zeitraum im Voraus gebucht habe, um dann vor Ort zu merken, dass mir der Ort oder die Unterkunft gar nicht gefällt. Spare Dir also Kosten und Zeit, indem Du nur einige Tage vorbuchst und dann an Deinem Ziel nach einer langfristigeren Unterkunft schaust, insofern es Dir an dem Ort gefällt. Dann kannst Du Dir ganz entspannt Deine Unterkunft suchen und sie vor allem mit eigenen Augen sehen.
4. Genieße!
Mein allerwichtigster Tipp: Genieße das Ganze! Denn bei der ganzen Planerei und den Sorgen, die wir uns gegebenenfalls im Voraus machen, vergessen wir gern, dass eine Reise eine ganz wundervolle und aufregende Sache ist! Für mich persönlich ist das Planen einer solchen Reise immer geprägt von Vorfreude und selbst wenn ich die ganzen Medikamente vor mir sehe und ich diese für die Reise einpacke, bin ich jedes Mal total aufgeregt.
Reisen in die Ferne
Ich persönlich habe noch nicht allzu viele Reisen angetreten, bei denen ich sehr weit in die Ferne gereist bin. Allein Europa fand ich bisher schon so spannend und auch wenn mich noch viele weitere Orte auf dieser Welt reizen, glaube ich, dass wir nicht weit reisen müssen, um ganze neue Welten zu entdecken. Fernreisen würde ich Dir, zumindest mit Mukoviszidose, nur empfehlen, wenn Du wirklich etwas Zeit mitbringen kannst. Als ich beispielsweise in 2015 in Mexiko war, hatte ich lediglich zweieinhalb Wochen Zeit und hatte mir dafür eine sehr umfassende Route festgelegt, die ich mit einem Freund aus Mexiko zurücklegen wollte. Neben dem langen Flug von Deutschland nach Cancun, den ich schon als recht anstrengend empfand, musste ich dann noch zwei Tage später einen Flug von Cancun nach Mexiko City antreten, wo ich meinen Kumpel treffen sollte. Dann starteten wir sofort unsere Tour und durchquerten dabei viele verschiedene Klimata und Höhenlagen – allgemein also einfach eine viel zu hohe Belastung für die Lunge, was sich im Nachhinein auch bemerkbar gemacht hat. Solltest Du also in die Ferne reisen: Nimm Dir Zeit und gönne Deinem Körper immer genügend Ruhe.
Im Großen und Ganzen ist das Langzeitreisen, sowie das Reisen in die Ferne mit CF absolut möglich, solange man gut im Voraus plant und sich vor allem gut um sich selbst sorgt. Wichtig ist, dass man im Falle des Falles weiß, was zu tun ist, man gut auf seinen Körper hört und potentielle Warnzeichen frühzeitig erkennt. Ich hoffe, dass ich Dir einige wertvolle Tipps mit an die Hand geben konnte und Du nun mit einem ruhigeren Gewissen an das Thema rangehen kannst. Und auch wenn der Spruch nach einem Klischee klingen mag, bin ich felsenfest davon überzeugt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!
Über die Gastbloggerin
Denise reist seit vielen Jahren mit Mukoviszidose um die Welt und berichtet auf ihrem Blog, Travelous Mind (http://travelousmind.com), darüber. Neben dem Reisen und Leben mit chronischer Erkrankung, schreibt sie auch über Themen wie Achtsamkeit, Selbstreflexion und Persönlichkeitsentwicklung. Ihre berufliche Haupttätigkeit als Videografin und Cutterin übt sie größtenteils von unterwegs aus. Zusätzlich hat sie außerdem gerade ihr erstes Buch geschrieben, das im Oktober diesen Jahres veröffentlicht wird.
[1] Der Mukoviszidose e.V. empfiehlt, die Adressen vor der Abfahrt zu überprüfen.
"Ich hatte immer die Angst im Hinterkopf, wann die Krankheit wieder zuschlagen würde"
Am Ende kam die Liebe, um zu bleiben
#mukomama: Meine Herausforderungen und Erkenntnisse als Mama mit Mukoviszidose