Lange haben wir auf unserem Blog nichts mehr über das Thema Haustiere und Mukoviszidose geschrieben. Umso mehr freuen wir uns, dass Julia uns heute von ihrem Hobby berichtet: dem Agility-Training mit ihren Hunden. Eine sportliche Herausforderung für Hund und Halter – und mit CF nicht immer ohne Probleme. Doch seit sie Kaftrio nimmt, kann Julia hier unbeschwerter loslegen.
Ich möchte heute ein wenig über mein Hobby berichten, welches ich zusammen mit meinen Hunden betreibe: Agility.
Vielleicht hat der ein oder andere schon einmal von dieser Sportart gehört. Hierbei absolvieren Hund und Hundehalter gemeinsam schnellstmöglich und fehlerfrei einen Parcours, wobei der Hund die Hindernisse und Geräte nacheinander abarbeiten muss und der Hundehalter ihm dabei den entsprechenden Laufweg vorgibt. Ein bisschen also wie ein Hindernissparcour für Pferde, nur dass es beim Hundeparcours zusätzlich zu den Sprunghindernissen noch Geräte wie eine Wippe, einen Laufsteg, eine Schrägwand, einen Reifen, einen Weitsprung und Tunnel gibt, die der Hund überwinden bzw. durchlaufen muss. Der Hundehalter sitzt hierbei selbstverständlich nicht auf seinem Tier, sondern läuft neben seinem Hund im Parcours her und zeigt ihm durch Kommandos und körpersprachlich, welches Hindernis der Hund als nächstes nehmen muss.
Die wichtigste Voraussetzung für die Sportart Agility ist, dass der Hund gesund ist und Spaß hat. Agility bedeutet Teamwork und höchste Konzentration sowohl beim Zwei- als auch beim Vierbeiner. Für den Zweibeiner bedeutet dies: Den Parcoursablauf auswendig merken, die Geräte namentlich schnell nennen, je nach Schnelligkeit des Hundes entsprechend durch den Parcours zu rennen und dabei dem Hund deutlich und möglichst akkurat dessen Laufweg vermitteln. Ich bin ganz ehrlich: Nach 4 Jahren Agility habe ich noch immer Probleme, mich im Parcours zu koordinieren und gleichzeitig den Hund fehlerfrei durch den Parcours zu leiten. Macht aber nichts: Wir haben mega viel Spaß zusammen, es hat uns zu einem tollen Team zusammenwachsen lassen, und ich habe tatsächlich eine Sportart entdeckt, die mir Spaß macht und nicht als notwendiges Übel von mir erachtet wird.
Als vor 7,5 Jahren, kurz nach dem Tod unserer ersten Hündin, erneut ein Hund einziehen sollte, haben wir uns überlegt, welche Rasse zu uns passen könnte. Wir haben damals durch Zufall einen Border Collie kennengelernt, und ich war völlig begeistert von den Charaktereigenschaften des Hundes. Mich hat diese Rasse so sehr gefesselt, dass ich wochenlang Texte, Berichte und Bücher über diese Hunde gewälzt habe. Hierbei wurde schnell klar, diese Rasse ist absolut kein Familienhund und sehr speziell. Um wirklich sicher zu sein, dass wir diesen speziellen Hunden mit ihrem großen Arbeitsbedürfnis gerecht werden können, haben wir mehrfach eine Züchterin besucht und mit Fragen gelöchert, und ich habe viele Besitzer von Border Collies kontaktiert. Irgendwann war klar: Wir wagen das große Abenteuer Border Collie, und im September 2014 zog unser Welpenmädchen bei uns ein.
Nach vielen Monaten, die geprägt waren von Erziehung und dem Erlernen von Ruhe (bei Border Collies das Nonplusultra), standen wir dann vor der Frage: Welchen Job bekommt unser Arbeitstier? Da unsere Hündin einer Arbeitslinie entstammt, war klar, dass sie mit dem klassischen Familienleben (bisschen Gassi, bisschen Wandern) nicht glücklich wird. Wir haben verschiedene Beschäftigungsmodelle ausgetestet, ich hatte aber das Gefühl, dass UNSER Hobby noch nicht mit dabei war. Wir wussten, aus der Hundefamilie unserer Hündin sind viele Vorfahren sehr aktiv in der Hundesportart Agility unterwegs und somit wollten wir uns darin auch mal ausprobieren.
Was soll ich sagen, mein Hund und ich hatten schon nach der ersten Schnupperstunde Blut geleckt. Wir besuchten also von nun an wöchentlich das Agility-Training in einem Hundeverein, und das Hündchen und ich erlernten beide fleißig unser neues Hobby. Meine Hündin wurde nach und nach mit den verschiedenen Geräten vertraut gemacht, und ich lernte, wie ich den Hund durch den Parcours führe. Je sicherer wir beide wurden, desto schneller wurde meine kleine Sportskanone auf vier Pfoten.
Mit kaputter Lunge leider oft nicht lustig, und jeder Lauf, bzw. jede Übungssequenz endete mit starken Hustenattacken und auch meine CF assoziierte Arthritis, die mich seit über 20 Jahren begleitet, bremst mich des Öfteren aus. Trotzdem fühlte ich mich nach jedem Training körperlich gut und war stolz darauf, dass ich was für „meine Gesundheit getan habe“, auch wenn mich das Training aufgrund des vielen Hustens und der Kurzatmigkeit bzw. der Luftnot doch immer wieder an meine Grenzen brachte. Erschwerend kam hinzu, dass ich seit einigen Jahren eine extreme (und bisher leider noch immer nicht geklärte) Muskelschwäche zu verzeichnen habe und mir beim Training neben der Luft auch noch die Kraft in den Beinen ausgeht. Egal, mein Hund hat Spaß, und das war mir wichtig.
Als ich im August 2020 erfahren habe, dass ich mit meinen CF-Mutationen tatsächlich dieses neu angepriesene „Wundermedikament“ Kaftrio bekommen kann, war ich euphorisch gestimmt und hatte Hoffnung, dass mir das Agility-Training leichter fallen würde. Im September 2020 startete ich meine Kaftrio-Einnahme, und tatsächlich war das erste Agility-Training unter Kaftrio einfach mal hustenfrei: keine Hustenanfälle während und nach dem Parcours-Run, keine Brustkorbschmerzen. Keine Kurzatmigkeit und kein Gefühl des Erstickens. Ein ganz kleines bisschen wie eine neue Lunge fühlt es sich nun an.
Leider ist meine Muskelproblematik weiterhin vorhanden, und auch unter Kaftrio konnte keinerlei Verbesserung verzeichnet werden. Hier muss also weiterhin Ursachenforschung betrieben werden. Aber trotzdem ist es ein tolles Gefühl, im Training eine Grenze weniger zu haben. Nun also: Lunge topp, Beine flopp. Und auch die Arthritis hat sich insofern verändert, dass schwere Schübe ein wenig reduziert wurden, was ein positiver Nebeneffekt und somit sehr erfreulich ist.
Kaftrio hat definitiv meine Lebensqualität verbessert und lässt mich einfach fitter sein. Als Konsequenz durfte vor einem Jahr der Agility-Nachwuchs bei uns einziehen. Seit Januar 2021 wohnt ein kleiner Rüde bei uns und wird nun auch schon im Agility ausgebildet. Geplant haben wir das zweite Hündchen schon lange, aber wir wollten abwarten, wie sehr Kaftrio meinen Gesundheitszustand beeinflusst. Ich kann mit 100%iger Sicherheit sagen, dass ich vor Kaftrio nicht in der Lage gewesen wäre, einem zweiten Hund gerecht zu werden. Dieses Medikament hat meine Lungensituation dermaßen stabilisiert und verbessert, dass wir uns den Traum vom zweiten Vierbeiner erfüllen konnten. Und natürlich wurde es wieder ein Border Collie. Da wir keine Kinder haben (und auch in Zukunft nicht haben werden), etwas ländlich leben und unsere Hunde unsere täglichen Begleiter sind, ist diese quirlige aber sensible Arbeitsrasse genau richtig für uns. Auch psychisch tun mir unsere zwei Hunde so gut, und ich freue mich auf alles, was wir mit ihnen noch erleben werden.
Julia
Mit Spenderlunge zur Goldmedaille
Wann ist es denn soweit? Kinderwunsch und Mukoviszidose
"Ich hatte immer die Angst im Hinterkopf, wann die Krankheit wieder zuschlagen würde"