Die Erkennung früher Krankheitszeichen in der Lunge ist ein wichtiger Faktor, um rechtzeitig behandeln zu können und weitere Verschlechterungen zu verhindern oder zu verlangsamen. Die Veränderung des Lungengewebes beginnt bei Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF) schon sehr früh. Schon bevor sich in der Lungenfunktionsmessung eine Verschlechterung der Lunge zeigt, kann sich das Lungengewebe krankhaft verändern. Für die Bildgebung der Lunge stehen die Verfahren Röntgen, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) zur Verfügung. Jedes Verfahren hat seine Stärken und Schwächen, je nachdem, welche Veränderungen man sichtbar machen möchte. In Teil 2 unserer Blogserie über bildgebende Verfahren stellen wir die Computertomographie (CT) vor.
Aufgrund der Überlagerung der Lungenstrukturen im zweidimensionalen Röntgenbild sowie der geringen Weichteildifferenzierung sind die Sensitivität und die Spezifität des Röntgens für Veränderungen bei Mukoviszidose im Vergleich zu CT und MRT deutlich eingeschränkt. Häufig sind für therapierelevante Fragestellungen ergänzend eine CT oder MRT nötig. Voraussetzungen dafür sind aber, dass die entsprechenden Geräte vorhanden sind, sowie beim Radiologen Erfahrung mit den CF-spezifischen Protokollen und Bildbefunden zur Durchführung der CT-/MRT-Untersuchung vorliegt.
Die Computertomographie (CT) nutzt ebenfalls Röntgenstrahlung, die hier aber mit höherer Intensität als beim Röntgen verwendet wird. Die Strahlenbelastung für den Körper ist daher deutlich höher als beim konventionellen Röntgen. Es werden inzwischen allerdings bevorzugt Protokolle mit niedriger Strahlendosierung (low dose CT und – ganz neu: ultra-low dose CT) angewendet. Die dünnschichtige, hochauflösende dreidimensionale CT hat eine hohe Detailauflösung ohne Überlagerungen und hat daher das Röntgen in den meisten spezialisierten CF-Zentren abgelöst, wobei die Untersuchungsprotokolle und damit auch die Strahlendosis in den CF-Zentren unterschiedlich sind. Durch die hohe Auflösung können die Lungenstrukturen in beliebiger Ebene und als dreidimensionale Bilder betrachtet werden. Sie kann bei kleineren Kindern meist problemlos durchgeführt werden.
Die CT wird in der Routinediagnostik der Lunge meist zunächst ohne Kontrastmittel durchgeführt. Kontrastmittel kann jedoch verwendet werden, um beispielsweise eine Lungenarterienembolie oder krankhafte Veränderungen der Lungengefäße bei Bluthusten (Hämoptysen) vor einem Notfalleingriff darzustellen.
Durch diese hohe Auflösung gilt die CT als Goldstandard zur Einteilung eines Schweregrads bei Lungenerkrankungen. Wie auch beim Röntgen Thorax wird dieser häufig durch Scoring Systeme bestimmt. Die CT kann aber auch mittels Computerprogrammen nachverarbeitet werden, wodurch eine quantitative Analyse ermöglicht wird, so dass ein Schweregrad der Veränderungen ermittelt werden kann. Die Beurteilung der CT-Bilder wird hierbei bereits automatisiert abgeleitet, indem bestimmte Biomarker wie Wanddicke oder Durchmesser der Atemwege verarbeitet werden. Dies hat den Vorteil, dass eine objektive Bewertung erfolgt, die unabhängig von der subjektiven Einschätzung des jeweiligen Radiologen und schnell durchführbar ist. Durch den Einsatz von Verfahren der künstlichen Intelligenz sind hier in naher Zukunft weitere entscheidende Fortschritte zu erwarten, so dass bald ähnlich wie bei einer Laboranalyse eines Bluttropfens genau berechnete Krankheitsmesswerte aus der CT gewonnen werden können.
Die CT ist hochauflösend und in vielen CF-Zentren gut etabliert. Sie ist in der Diagnostik und Verlaufskontrolle als Standard bei CF etabliert, mit dem Vorteil einer hohen Auflösung und breiten Verfügbarkeit. Sie mutet aber dem Patienten eine hohe Strahlendosis zu, und die Messung der Lungenfunktion mit CT (sog. Airtrapping) erfordert eine weitere Strahlendosis. Die bei CF häufigsten Veränderungen in der Lunge sind eine Verdickung der Bronchialwand und die Verstopfung der Atemwege mit Schleim. In der CT lassen sich diese beiden Erscheinungen auch nicht immer klar voneinander trennen. Die CT kann daher nur eingeschränkt zur Beurteilung eines Therapieerfolgs angewendet werden, auch weil zu häufige und wiederholte Untersuchungen vermieden werden sollten. Die MRT gewinnt daher zunehmend an Bedeutung für die frühe Diagnostik von Lungenveränderungen, die Beurteilung des Therapieerfolgs und der Lungenfunktion und für Langzeitverläufe.
Dr. Uta Düesberg
Mukoviszidose Institut
Tel.: +49(0) 228 98780-45
E-Mail: UDueesberg@muko.info
Unter Beratung von:
Prof. Dr. med. Mark O. Wielpütz MHBA
Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Universitätsklinikum Heidelberg und Translational Lung Research Center (TLRC) Heidelberg
Deutsches Zentrum für Lungenforschung (DZL)
Universität Heidelberg
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