Zahlreiche Positivbeispiele zeigen, dass sich Arbeitgeber beim sozialen Engagement oftmals gerne von ihren Mitarbeitern inspirieren lassen. So erging es auch Norbert Böhm-Sönksen, Vater einer Tochter mit Mukoviszidose, der die Reifenhäuser Reicofil GmbH in Troisdorf als neuen Unterstützer gewinnen konnte. Wie einfach das ging und welche positiven Begleiteffekte seine Initiative mit sich brachte, erzählt er uns im Interview.
Das war ganz einfach. Die Firmenleitung hat über unser Intranet die Möglichkeit beworben, dass wir als Mitarbeiter jetzt mitentscheiden können, auf welche Weise sich das Unternehmen sozial engagiert. Dazu hat sie die Aktion „KeepFit“ ins Leben gerufen. Mir war sofort klar, dass ich mich um eine Förderung des Mukoviszidose e.V. bewerbe.
„KeepFit“ ist ein tolles Programm unserer Firma, das uns Mitarbeitern hilft, auf unser körperliches Wohlbefinden zu achten. Man kann frei wählen und kombinieren aus kostenfreiem Besuch eines Fitnessstudios über Muskelentspannungsmaßnahmen bis hin zu Rückenmaßnahmen oder Massagen. Herz des Ganzen ist aber unsere KeepFit-Meile auf dem Firmengelände. Hier kann man alleine oder mit Kollegen in der Mittagspause oder nach der Arbeit Kilometer für den guten Zweck sammeln. Man tut also gleichzeitig etwas für sich und den guten Zweck. Das motiviert.
Nein, meine Frau und ich sind von Beginn an offen mit der Krankheit umgegangen. Es war für uns wichtig, die Krankheit zu akzeptieren, um auch aktiv etwas dagegen unternehmen und auf Mukoviszidose aufmerksam machen zu können. Wir wissen aber, dass das alle unterschiedlich handhaben. Und jede Sichtweise ist okay.
Keep fit Meile für den guten Zweck
Es gab ausschließlich positive Effekte. Es haben sich viele Kollegen bei mir gemeldet und gefragt, wie man den Mukoviszidose e.V. privat unterstützen kann. Ein schönes Gefühl der Solidarität. Darüber hinaus ist ein kleines Netzwerk aus Kolleginnen und Kollegen entstanden, denen es ähnlich geht, deren Kinder ebenfalls an einem Gendefekt oder einer anderen chronischen Krankheit leiden. Außerdem hat es das Verständnis der Kollegen erhöht, dass man schon mal in die CF-Ambulanz oder zu Ärzten muss – auch außerplanmäßig.
Der beste Tipp ist es, sich einfach zu trauen und zu fragen, ob die Chance besteht, das soziale Engagement des Arbeitgebers mitzubestimmen. Ich hatte das Glück, dass auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht wurde. Dann war ich aber sehr schnell und war der Erste, der ein Projekt eingereicht hat. Das hat die Chancen sicherlich maßgeblich erhöht.
Den Kampf gegen die Krankheit aktiv zu unterstützen, war und ist uns ein wichtiges Anliegen. Und zwar durch eine Mischung aus Spendenaktionen und Maßnahmen zur Steigerung der Bekanntheit. So haben wir unsere Geschichte in einem Spendenmailing erzählt, Spenden in der Familie und im näheren Umfeld angeregt oder Spendenaktionen wie z.B. bei der Verabschiedung meiner Schwiegermutter als Schulleiterin initiiert. „KeepFit“ zählt natürlich auch dazu. Darüber hinaus war unsere Tochter im Rahmen der Schutzengel-Kampagne mit dem Tänzer Massimo Sinato zu sehen. Man muss also nicht selber in die Tasche greifen, um den Verein zu unterstützen. Was wir natürlich trotzdem gerne tun.
Der Verein unterstützt Mukoviszidose-Betroffene und deren Familien auf unterschiedlichste Weise und in den unterschiedlichsten Lebensphasen. Vor allem kümmert er sich um diejenigen, die es besonders dringend nötig haben. Darüber hinaus fördert der Mukoviszidose e.V. aktiv die Forschung. Denn natürlich ist es unser aller Traum, dass Mukoviszidose eines Tages als besiegt gilt.
Ganz besonders geholfen hat uns das Neudiagnose-Seminar in der Phase, in der wir den ersten Schock noch verarbeiten mussten und uns eine Million Fragen im Kopf herumschwirrten. Es war einfach wichtig, Menschen zu treffen, denen es genauso geht. Außerdem fühlen wir uns immer gut informiert zu Neuigkeiten in der Therapie und Pflege, Rechtsfragen, z.B. im Zusammenhang mit dem Schwerbehindertenstatus, oder Änderungen bei Krankenkassen, Ämtern & Co.
Das Gespräch führte Torsten Weyel, Mukoviszidose e.V.
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