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„Durch den Mukoviszidose e.V. habe ich mich beruflich weiterentwickelt“

Christina Krämer ist ausgebildete Physio- und Atmungstherapeutin und seit 24 Jahren für die Mukoviszidose-Ambulanz am Universitätsklinikum Münster (UKM) tätig. Im Kurzinterview erklärt sie, was sie bei ihrer Arbeit mit Mukoviszidose-Patienten erfüllt und welchen Stellenwert berufliche Netzwerke für sie haben.

Liebe Frau Krämer, wie entstand Ihr Wunsch, mit Mukoviszidose-Patienten arbeiten zu wollen?

Zu Beginn meiner Tätigkeit am UKM übernahm ich die Stelle einer Kollegin, die für die Behandlung der CF-Patienten zuständig war. Ich absolvierte daraufhin den Grundkurs für Mukoviszidose und andere Lungenerkrankungen des Mukoviszidose e.V. und startete als Neueinsteigerin in dieses Berufsfeld.

In über zwanzig Jahren haben Sie mit Sicherheit schon vieles erlebt. Worin liegt Ihrer Erfahrung nach das Herausfordernde, mit Mukoviszidose-Patienten zu arbeiten und worin das Erfüllende?

Herausfordernd empfinde ich die individuelle Therapie, die CF-Patienten benötigen. Jeder braucht ein anderes Management, unterschiedliche Ansprachen, Übungen, Geräte und Zuwendung. Gerade chronisch erkrankte Patienten brauchen Unterstützung bei der Adhärenz des Therapiealltags. Erfüllend kann die Resonanz der Patienten sein, wenn sie sich gut aufgehoben fühlen, verstanden und gut beraten; wenn das Sekretmanagement effektiv ist und Patienten wieder aktiver am Alltag teilhaben können.

Was bedeutet es für Sie, in einem interdisziplinären Team zu arbeiten? Gibt es da beispielsweise eine heikle Situation, die Ihnen in Erinnerung geblieben ist, welche Sie als Team lösen konnten?

Ein schwer betroffener Patient war für eine Lungentransplantation gelistet und mit einer Infektion stationär aufgenommen worden. Das gesamte Team versuchte den Zustand des Patienten zu verbessern: Tägliche Atemphysiotherapie mit Inhalationen, Sekretmobilisation und Bewegung, Atmungstherapie mit Optimieren der non-invasiven Maskenbeatmung. Hinzu kamen die psychologische Begleitung und ärztliche, medikamentöse Therapien. All diese gemeinsamen Maßnahmen sorgten für eine Stabilisierung des Zustandes, sodass der Patient transplantiert werden konnte.

Sie sind zu Beginn Ihrer beruflichen Laufbahn Mitglied im Mukoviszidose e.V. geworden. Was waren Ihre Beweggründe dafür?

Durch den Verein bin ich gut informiert über neue Therapien, bin gut vernetzt mit Kollegen und wirke selbst im Arbeitskreis Physiotherapie mit. Hier kann ich u.a. aktiv daran mitarbeiten, dass die physiotherapeutischen Techniken regelmäßig an die jeweils anerkannten Qualitätsstandards und Leitlinien angepasst werden.

Von welchen Angeboten des Vereins konnten Sie bei Ihrer Arbeit mit den Betroffenen profitieren? 

Bisher habe ich von regelmäßigen Fortbildungen, Kongressbesuchen und den Möglichkeiten der Vernetzung durch die Vereinsstruktur profitiert.

Vor Einführung der Modulatoren waren Inhalation und Physiotherapie, neben Medikamenten, die wichtigsten Maßnahmen, den Krankheitsverlauf bei Mukoviszidose positiv zu beeinflussen. Wie ist der Eindruck bei Ihren Patienten? Machen die Betroffenen noch Ihre Übungen?

Auf jeden Fall! Ich motiviere sie, weiterzumachen. Die Patienten, die von den Modulatoren profitieren, sollten ihren Fokus im Bereich Sport erweitern!

Wie beurteilen Sie die heutige Rolle der Physiotherapie im Therapiemix? 

Die Physiotherapie ist weiterhin eine wichtige Säule in der Behandlung von CF-Patienten! Da der Krankheitsverlauf von Patient zu Patient unterschiedlich ist, muss die Therapie wie eh und je individuell nach Lebenssituation, Alter, Gesundheitszustand und Adhärenz modifiziert werden. 

Sie haben mehrere Male an der Deutschen Mukoviszidose Tagung (DMT) sowohl als Teilnehmende als auch als Referentin teilgenommen. Als größte CF-Behandler-Tagung in Deutschland steht bei der DMT die Vermittlung von neuem Wissen mit an vorderster Stelle. Inwiefern konnten Sie davon profitieren?

Als Teilnehmende erfahre ich immer wieder Neues und motiviere mich für den Alltag in der Klinik am Patienten. Als Referentin habe ich mich durch das Feedback der Kollegen weiterentwickelt und freue mich, wenn ich meine Erfahrung weitergeben darf. Neu einsteigende Kollegen für die Atemphysiotherapie zu gewinnen, ist für mich ein gutes Gefühl, mit „alten Hasen“ zu diskutieren ist bereichernd und alle zusammen können wir evidenzbasierte Praxis am Patienten anwenden und dafür sorgen, dass den Patienten eine bessere Teilhabe im Alltag gelingt.

Zum Abschluss bitten wir Sie folgenden Satz zu vervollständigen. Durch den Mukoviszidose e.V….
...habe ich mich beruflich weiter entwickelt und die vollste Tanzfläche bei der DMT erleben dürfen.

Das Interview führte Marc Taistra. 

Mehr zur Deutschen Mukoviszidose Tagung (DMT)

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Zuletzt aktualisiert: 02.01.2024
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