Sportlich Gutes tun für Menschen mit Mukoviszidose hat eine lange Tradition. Doch so wie Corona unser Leben verändert hat, so hat sich die Pandemie auch auf die Benefiz-Events ausgewirkt. Zwei Jahre fanden sie als virtuelle Veranstaltungen statt – eine große Herausforderung. 2022 gab es endlich auch wieder Präsenz-Läufe – und das erfolgreich. Ein Beispiel dafür war der Amrumer Mukolauf, der traditionell jedes Jahr am Pfingstsamstag stattfindet. Initiator Uwe Köller von der Regio Amrum erzählt im Interview, wie er den ersten Präsenzlauf seit Beginn der Corona-Pandemie erlebt hat und was die Pläne für den Lauf in der Zukunft sind.
Was war das für ein Gefühl, endlich mal wieder viele Läuferinnen und Läufer auf der Insel begrüßen zu dürfen?
Es war ein sehr komisches Gefühl!
Nach zwei Jahren „Laufabstinenz“ wieder durchzustarten zu können, gestaltet sich als Hauptverantwortlicher nicht so einfach, wie man vielleicht denkt. Es war für uns ein gefühlter Neustart mit viel mehr Verantwortung als vor der Pandemie!
Wir (Ich rede von jetzt von „wir“, da so ein Event nicht alleine veranstaltet werden kann. Dafür braucht es Freunde, Mitstreiter, Helfer und Sympathien) – haben lange gezögert und abgewartet, in welche Richtung sich die Pandemie entwickeln würde. Was mag am Veranstaltungstag möglich sein? Wird es wieder nur einen virtuellen Lauf geben können? Welches Risiko wären wir bereit zu gehen? Wo liegt der goldene Mittelweg, um erstens wieder fröhlich und möglichst unbeschwert Läufer begrüßen zu dürfen, ein Fest zu feiern und zweitens die Läufer, die Gäste, die Patienten der Satteldünen, unsere freiwilligen Helfer und natürlich auch uns zu schützen.
Wir wussten: Wer sich bei uns für den Präsenzlauf anmeldet, ist in Urlaubsstimmung, will Spaß haben, Leute treffen, unbeschwert seinen Kurzurlaub auf Amrum – sprich das Leben – genießen und zu guter Letzt für Mukoviszidose mit anderen gemeinsam laufen! Also alles das, was in der Pandemie nicht möglich war. Die virtuelle Laufvariante wurde sehr gut angenommen, könnten wir es also noch einmal riskieren, auf komplette Eigeninitiative zu setzen oder probieren wir es unter möglichst pandemiekonformen Bedingungen hier vor Ort? Was können wir den Präsenzläufern an Auflagen zumuten, ohne dass der Spaß für den guten Zweck zu laufen verloren geht? Könnten wir zweigleisig mit beiden Veranstaltungsvarianten fahren? Fragen über Fragen, auf die Antworten gefunden werden mussten.
Diesen Spagat zu meistern, war für uns als Organisationsteam in Zusammenarbeit mit der Klinik Satteldüne, die für das begleitende Pfingstevent verantwortlich ist, nicht einfach, daher ist die Frage nach dem Gefühl eine schwierige. Im Nachhinein betrachtet waren die Sorgen zum Glück weitestgehend unbegründet und das gute Gefühl „endlich wieder für CF laufen zu lassen“ überwog eindeutig.
Du hast den Lauf zwei Jahre virtuell durchgeführt. Wie konntest Du die Menschen motivieren, wieder nach Amrum zu kommen?
So einfach es klingt, wir mussten wenig dafür tun!
Als Organisationsteam mussten wir nur auf Start drücken und die Läufer kamen. Wir sind in der glücklichen Lage, ein Traumambiente gepaart mit Tradition bieten zu können. Über nun 19 Jahre so ein Event für CF veranstalten zu können, ist schon etwas Besonderes, auf das wir auch ein wenig stolz sind. Wir (sowie mein Vorgänger) und die Fachklinik Satteldüne haben über die Jahre ein Event geformt, welches Menschen motiviert, sich für Mukoviszidose zu engagieren.
Das Pfingstwochenende schafft für die Läufer ein Zeitfenster, um Sport und soziales Engagement mit Urlaub zu verbinden. Ein sehr treuer Läuferstamm hat sich über die Jahre gebildet, der stetig anwächst. Viele Teilnehmer haben einen Bezug zu Mukoviszidose und somit ergibt sich die Motivation der Teilnehmer fast von alleine.
Über die Rehas der Satteldüne und auch über die Teilnehmer entwickelte sich zudem das Event Mukolauf zum Treffpunkt für alte Freundschaften über ganz Deutschland und dies ist auch ein wesentlicher Grund unserer eigenen Motivation.
Wir können durch den Mukolauf Menschen wieder zusammenführen und Geschichten fortschreiben, welche hier auf Amrum einstmals begannen. Es ist toll zu sehen, wie sich Menschen unter „dem Mantel“ der Mukoviszidose versammeln, um u.a. Freundschaften zu pflegen, sich auszutauschen oder einfach gesprochen: „Sich freuen, den anderen wiederzusehen!“
(Was früher – und leider auch heute noch – in der CF Gemeinschaft nicht unbedingt selbstverständlich war und ist!!!)
Wie geht’s mit dem Mukolauf weiter, Präsenz, virtuell oder gerne hybrid?
Die Antwort ist einfach und kurz: hybrid!
Warum sollten wir ein funktionierendes virtuelles Event nicht veranstalten, nur weil wir endlich wieder vor Ort agieren können? Die Arbeit ist getan, die Software steht, die Programme funktionieren, die Läufer sind motiviert, also warum sollten wir dies nicht nutzen?!
Und ehrlich gesagt: Amrum ist leider nicht ganz „billig“. Wenn jemand beschränkte finanzielle Möglichkeiten hat, aus beruflichen/privaten Gründen keine Zeit hat oder auch einfach keine Kraft mehr hat, nach Amrum zu kommen, dann ist der virtuelle Amrumer Mukolauf doch genau das Richtige für ihn. „Dabei sein“ ist doch nicht an einen Ort gebunden, oder?
Das Interview führte Anke Mattern.
Mehr zum Amrumer Mukolauf findet Ihr auf der Internetseite des Laufs.
Mehr zu Schutzengelläufen für Menschen mit Mukoviszidose gibt es auf unserer Internetseite:
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"Ich hatte immer die Angst im Hinterkopf, wann die Krankheit wieder zuschlagen würde"
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#mukomama: Meine Herausforderungen und Erkenntnisse als Mama mit Mukoviszidose