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Blick in die Zukunft – und die Vergangenheit

„Mehr als ein ganzes Leben“ von Denise Yahrling

Denise Yahrling hat Mukoviszidose und über ihr Leben schon zwei Bücher geschrieben. Ihr drittes Buch „Mehr als ein ganzes Leben“ ist jetzt ein Experiment und ein Blick in die Zukunft. Wie wäre es als Mensch mit Mukoviszidose, mit 70 Jahren auf sein Leben zurückzublicken? Wir haben mit der Autorin gesprochen und sie gefragt, wie sie auf diese Idee gekommen ist und wie viel von ihr selbst in ihrer Protagonistin steckt.

Ein Gedankenspiel

Mit Deinem neuen Buch gehst Du einen ganz anderen Weg und wagst einen Blick in die Zukunft. Wie bist Du auf die Idee gekommen? 

Die Idee kam vor allem dadurch, dass sich mein Gesundheitszustand vor einigen Jahren so zum Positiven gewandelt hat. Das verdanke ich vor allem einem Medikament, das Betroffenen mit Mukoviszidose bekannt ist und das in der Community weltweit Wellen geschlagen hat. Für mich war ein langes Leben nie denkbar. Eine weitreichende Zukunft war einfach nie Teil der Gleichung.

So froh ich über die Veränderung war, so sehr hatte ich auch mit der Vorstellung meiner Zukunft zu kämpfen. Doch mehr Zeit haben als gedacht? Mich überforderte der Gedanke. Und so kam die Idee für diesen Rahmen für die Geschichte meines Buches. Ich wollte erforschen, wie eine Zukunft für mich (und im Allgemeinen, in Anbetracht der aktuellen Lage der Welt) aussehen könnte und vor allem, was das für mein Hier und Jetzt bedeutet.

Ich habe mich gefragt, wie ich eines Tages, als alte Frau, wohl auf mein Leben zurückblicken wollen würde. Was gleichzeitig auch die Fragen beinhaltet: Wie sieht für mich ein (sinn)erfülltes Leben aus? Was möchte ich noch erleben? Und vor allem, WIE möchte ich leben. Sodass ich eines Tages mit Freude und Frieden auf mein Leben zurückblicken kann - in dem Wissen, dass ich wirklich und mit meinen Werten im Einklang gelebt habe.

Warum ist die Zukunft für Dich als Frau mit Mukoviszidose so reizvoll? 

„Reizvoll“ wäre vielleicht nicht das Wort, das ich wählen würde, aber die Zukunft spielt für mich jedenfalls eine größere Rolle denn je, unter anderem auch, weil ich seit 2023 Mutter bin. Die Zukunft birgt halt neue Chancen. Etliche Möglichkeiten und Wege, die man beschreiten kann. Mit einer stabileren Gesundheit kann man sich besser auf diese etlichen Möglichkeiten einlassen und es kann vielleicht leichter fallen, Zuversicht zu kultivieren.
Das sieht teilweise anders aus, wenn die Gesundheit stark schwankt oder sich tendenziell verschlechtert, so wie es einen Großteil meines Lebens lang war. Da bekommt man eher das Gefühl, dass man sich für einen bestimmten Weg entscheiden muss - und da kann der Druck, die „richtige“ Entscheidung treffen zu müssen, sich tonnenschwer anfühlen.

Ich muss aber auch sagen, dass man durch diesen gesundheitlichen Wandel - so wundersam er auch ist und so dankbar ich auch bin - nicht plötzlich von all den Glaubens- und Denkmustern befreit ist, die einen ein Leben lang begleitet haben. Die psychischen Effekte einer Erkrankung wie Mukoviszidose bleiben (zumindest zum Teil), selbst wenn die Gesundheit sich bessert. Und das sind Themen, die ich bis heute (und wahrscheinlich bis an mein Lebensende) weiter bearbeite und reflektiere, bzw. mir bewusst mache, um mehr zu mir selbst zu finden oder, wie ich gern sage, „wieder zu mir nach Hause zu finden“.

Fiktion meets Realität

Deine Protagonistin Lara blickt mit 70 Jahren auf Ihr Leben zurück. Warum hast Du dieses Alter gewählt? 

Als mir im jungen Erwachsenenalter bewusst wurde, dass ich womöglich aufgrund der CF eine verkürzte Lebensdauer haben würde, lag die durchschnittliche Lebenserwartung zu jener Zeit bei ca. 35 Jahren. Dieses Alter hat sich in meinem Kopf irgendwie eingebrannt, obwohl mir natürlich klar war, dass es sich nur um einen Durchschnittswert handelte. Die 70 Jahre sind einfach quasi das Doppelte davon.
 
Wie viel von Dir steckt in Lara? 

Die Lara aus dem Zukunftsteil der Geschichte entspricht mir zu großen Teilen. Nur hat die 70-jährige Lara aus dem Buch noch einiges mehr verstanden als ich heute. Sie verkörpert das, was in mir lebt, aber nicht immer zum Vorschein kommt. Sie ist ich, nur in einer „mehr bei sich selbst angekommenen“ Version, würde ich sagen. ;-) Sie ruht mehr in sich.

Die Lara in dem autobiografischen Teil hingegen - das bin ich. In jenem Teil der Story erzähle ich von mir und aus meiner Geschichte, so wie sie passiert ist. Ich habe einfach den Namen im Buch verändert, weil ich teilweise über schwierige Erfahrungen berichte und es mir so leichter fiel, über sie zu schreiben. Das ist ein kleiner Trick, den man beim Schreiben gut anwenden kann, um ein bisschen Distanz zum Erlebten zu schaffen.

Ist der portugiesische Jakobsweg auch Teil Deines Lebenstraums? 

Mhh, ja, das war er lange Zeit. Es ist tatsächlich so, wie ich in dem Buch beschreibe: Ich wollte das Vorhaben schon mehrmals angehen, aber es kam immer etwas dazwischen. Mittlerweile vertraue ich aber darauf, dass der richtige Zeitpunkt sich zeigen wird, wenn der Weg denn noch gelaufen werden will. Und wenn nicht, dann ist das auch okay. Ich durfte schon so viel erleben - alles andere ist nur noch Bonus. 😊

Warum schreibst Du immer wieder über das Leben mit Mukoviszidose?

Erstens, weil es mir persönlich sehr hilft, über Themen, die mir wichtig sind, zu schreiben, um Erfahrungen zu verarbeiten, um mich selbst und das, was gewesen ist, besser zu verstehen und um mich immer wieder neu auszurichten.

Zweitens, weil ich weiß, dass es Menschen gibt, die ähnlich fühlen wie ich und die sich durch das Lesen oder Hören meiner Geschichte gesehen, gehört und verstanden fühlen. Das kann manchmal einen großen Unterschied machen, wenn man weiß, dass man nicht allein ist, auch wenn man nie genau dieselben Erfahrungen macht wie andere.

Und drittens, weil ich es wichtig finde, über Themen wie diese zu schreiben, damit es beim Leben mit Krankheit nicht nur um die medizinischen Aspekte geht, sondern auch um die Psyche und all die wundervollen Lebensthemen, die uns alle betreffen. Auch das gehört alles zu einem Leben mit CF dazu. Die Freude, die Ängste, der Mut, Freundschaften, Abenteuer, Elternschaft, Familie, Selbstverwirklichung, Sinn und so viel mehr… das alles macht das Leben in meinen Augen so lebenswert.

Denise ist leidenschaftliche Weltenbummlerin, Autorin, Schreibmentorin, Referentin und seit 2023 Mama eines Sohnes. 2017 veröffentlichte sie ihr erstes Buch „Das Leben passiert für dich“, um ihr Leben mit Mukoviszidose zu reflektieren und anderen Menschen Mut zu machen, ihren ganz eigenen Weg im Leben zu gehen - ein Anliegen, das sie bis heute in ihrer Arbeit und ihrem Leben verfolgt. "Mehr als ein ganzes Leben" ist ihr neuer Roman.

Instagram: @denise.yahrling

Das Buch „Mehr als ein ganzes Leben“ könnt Ihr im Internet direkt bei Denise bestellen. 

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Zuletzt aktualisiert: 04.03.2025