Vor gut einem Jahr ist die Schauspielerin Miriam Maertens mit ihrer Mukoviszidose an die Öffentlichkeit gegangen, um von ihren Erfahrungen mit der Erkrankung und mit ihrer Lungentransplantation zu erzählen. Nachzulesen sind diese Erfahrungen in ihrem Buch „Verschieben wir es auf morgen“. Unser Kurzinterview gibt einen kleinen Einblick in Miriam Maertens Geschichte.
Sie sind erst vor gut einem Jahr mit Ihrer Erkrankung an die Öffentlichkeit gegangen – was hat Sie dazu bewogen, nach so langer Zeit nun doch öffentlich darüber zu sprechen?
Dazu bewogen an die Öffentlichkeit zu gehen, hat mich dieses neue Leben nach der Transplantation. Ich fühle mich wie neu geboren und wollte meine Erfahrungen mit 42 Jahren Mukoviszidose weitergeben. Ich wünsche Eltern und Patienten, sich nicht entmutigen zu lassen und weiterzukämpfen, komme was wolle.
Welche Rolle spielt Ihre Familie für Sie?
Die Familie hat mich wahnsinnig unterstützt, ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft, da bin ich mir sicher. Meine Familie hat an mich geglaubt und meine Form zu leben respektiert, auch wenn es manchmal nicht optimal für meine Krankheit war – zum Beispiel nachts noch unterwegs zu sein. Aber sie wollten auch, dass es meiner Seele gut tut.
In Ihrem Buch erzählen Sie u.a. von Kindheitserinnerungen an einen früheren Freund namens Bruno, der eine Gehbehinderung hatte, und schreiben dazu: „In seiner körperlichen Schwäche und seinem Willen, bei allem mitzumachen und nicht aufzugeben, fühlte ich mich ihm nah.“ Dieser Ausspruch erinnert uns an die 12-jährige Emma, eines der Fotomotive aus unserer „Was ich mir wünsche“-Kampagne, die trotz ihrer Mukoviszidose den Wunsch hat, alles mitmachen zu können. Was waren Ihre Wünsche in dem Alter?
Ich glaube, ähnlich wie die Emma wollte ich mir den Spaß am Leben nicht nehmen lassen, und versuchen alles mitzumachen wie die anderen Kinder auch. Das zeigt, dass Emma das Leben liebt, egal welche Hürden es für sie gibt… Ich wollte zum Beispiel immer mit meinem Hund raus, was ich dann auch gemacht habe, stundenlang im Wald war ich mit ihm unterwegs. Ich wollte alles tun und durfte auch fast alles.
Im Buch sagen Sie, dass es für Sie ein wichtiger Moment war zu erkennen, dass Körper und Kopf eng zusammenarbeiten – hat sie diese Erfahrung auf Ihren Beruf als Schauspielerin vorbereitet?
Mein Beruf besteht ja darin, sich in eine andere Person hineinzubegeben, zu denken und zu sein wie sie, aber damit bin ich groß geworden, da alle in meiner Familie diesen Beruf ausüben, und ich mich von klein auf damit beschäftigt habe. Ich habe darüber nie nachgedacht, da ich durch meine Familie mit dem Beruf von Anfang an verbunden war.
In unserer „Was ich mir wünsche“-Kampagne wünscht sich die junge Anna (21), das Leben selbst in die Hand nehmen zu können. Was sind Ihrer Erfahrung nach die wichtigsten Säulen, auf denen eine solche Unabhängigkeit fußt?
Eine Mischung aus Freude am Leben und Disziplin sind meiner Meinung nach die Grundsäulen, um diese Krankheit auszuhalten und sie auszutricksen. Sein eigenes Schicksal zu hinterfragen, halte ich nicht für produktiv. Das Leben soweit es geht zu genießen trotz widriger Umstände, war meine Devise. Die Therapie anzunehmen und dankbar zu sein, dass man etwas gegen die Erkrankung tun kann. Ohne Disziplin hast du leider keine Chance, aber diese Erkenntnis hat mich mental eher reich gemacht und ehrgeizig im guten Sinne.
Was wünschen Sie jungen Menschen mit Mukoviszidose heute für den Umgang mit der Erkrankung?
Ich wünsche den jungen Menschen mit Mukoviszidose ein genau so schönes Leben mit Zielen und Träumen wie es auch gesunde junge Menschen haben und vor allen Dingen niemals aufzugeben. Das Leben ist zu lebenswert.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Carola Wetzstein.
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